Heute gibts noch ein paar Einblicke in unsere letzten Stationen in Indien.
Am 5.12. sind wir von Delhi nach Varansi geflogen, weil alle Züge völlig ausverkauft waren. Am Flughafen angekommen ging das Feilschen um ein Taxi los und so viel Spaß hatten wir noch nie!
Es gab nicht so viele weiße Fluggäste und deshalb haben sich beinah alle Taxifahrer zur gleichen Zeit auf uns gestürzt, um den Touriaufpreis abzustauben. Die Prepaid-Taxis haben 640 Rs gekostet, also galt es möglichst weit unter diesen Preis zu kommen. Angefangen hat es mit dem ersten Angebot für 300 Rs von einem Fahrer, dem dann von seinem Freund die Hand vor den Mund gedrückt wurde - war wohl der richtige Inderpreis, also den können wir eh vergessen...
Die ersten "richtigen" Angebote trudelten ein und jeder Fahrer hat beteuert, dass sein Taxi das größte wäre. Großes Taxi - großer Preis. Seh ich ein, die Fahrer wollten aber nicht einsehen, dass ich kein großes Auto brauche und mich nach 4 Monaten, in denen wir sämtliche Fortbewegungsmitteln "indisch" genutzt haben - also mit der doppelten Personenanzahl - auch mit meinem großen Rucksack in ein kleines Tuktuk quetsche und deshalb keinen xxl-Preis zahlen möchte. Das ganze hätte passiv aggressives Verhandeln werden können, wir waren aber alle (inklusive Taxifahrer) in einer sehr humorvollen Stimmung und es war ein Spaß!
Nur ein minimaler Einblick:
"I don't want to buy your Taxi, I just want to go to Varanasi"
Taxifahrer "Aaaahh, I have a greaaat Taxi, good price, good price!"
"I don't neeeeed a huge Taxi!"
Taxifahrer "500 Rs"
"We already have a offer for 400"
Taxifahrer "ok, 450"
"You are out, oouuuuut, ouuuuuut!"
Taxifahrer "Aaahhh Taxi in Delhi way cheaper, here fuel very expensive!"
Als sie dann gemerkt haben, dass wir wissen, wie viel das Benzin in Indien kostet, waren sie dann etwas verdattert ;-)
Nach weiteren humorvollen Verhandlungsrunden, bei denen wir ihnen klar gemacht haben, dass sie entweder hier mit ihren Freunden spielen oder ein Geschäft machen können, haben wir dann doch tatsächlich ein großes Taxi für 550 Rs bekommen. Wir waren mittlerweile zu fünft, weil sich eine Französin das Taxi mit uns teilen wollte, also brauchten wir ein großes Taxi - verdammt ;-)
Einer der Fahrer wollte dann 50 Rs Vermittlungsgebühr, weil er den Fahrer zu dem Preis überredet hätte. Wir mussten lachen und haben den Kopf geschüttelt - daraufhin hat er sich neben unser Auto lachend auf den Boden gesetzt und gerufen "50 Rs, 50 Rs, ..." und dabei rhythmisch seine Faust in die Luft gestreckt. Es war einfach lustig:P
Tja das war eine lange Einleitung für den Blogeintrag aus Varanasi.
Nunja, mit Varanasi haben wir auch noch den letzten Teil des Indien-Pflichtprogramms: den Ganges
Varanasi ist die heiligste Stadt für Hindus in Indien, vorallem wegen dem heiligen Ganges. Viele Inder kommen zum Sterben nach Varanasi, oder um ihre Krankheiten durch ein Bad im Ganges zu heilen.
Dementsprechend viele Schockmomente hatte ich hier im Vergleich zum Rest von Indien. Eine Frau mit Riesenwarzen am ganzen Körper, das rechte Auge war nur noch ein Geschwülst. Ein Mann mit Fußstumpen, bei denen ich mich gefragt hat, ob er Lepra hat. Vorallem bei einem Mann mit Elefantenkrankheit musste ich ordentlich schlucken, um nicht laut aufzuschreien und mein Pokerface ist mir ordentlich verrutscht - das Gesicht war von einem großen Fleischlappen überdeckt, dass unter den Augen begonnen hat und direkt über Nase und Mund hing. Allerdings ist Indien wohl nicht der schlechteste Land, um wie ein Elefant auszusehen, da Ganesha, einer der Lieblingsgötter einen Elefantenkopf hat. Ein kleiner Bildungsexkurs:
Von Shiva, einem der drei Hauptgötter des Hinduismus, hab ich in einem alten Blog schon einmal geschrieben. Parvati, seine Frau, nahm eines Tages ein Bad und schuf sich einen Sohn (Ganesha), dem sie befahl die Tür zu ihrem Badezimmer zu bewachen. Als Shiva nach Hause kam und zu seiner Frau ins Bad wollte, lies ihn Ganesha, der ihn nicht kannte, nicht eintreten und Shiva war so erzürnt, dass er ihm den Kopf abschlug. Parvati war am Boden zerstört, als sie merkte, dass ihr Mann ihren Sohn enthauptete. Da Shiva seine Tat nicht rückgängig machen konnte, schickte er seine Männer los, um ihm den Kopf des ersten Lebewesens zu bringen, das sie auf ihrem Weg finden würden. Tja und so kams, dass sie den Kopf eines schlafenden Elefanten gebracht haben und Shiva diesen auf den Körper von Ganesha setzte.
Früh am Morgen haben wir ein Boot gemietet und sind über den Ganges geschippert.
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Der Ganges vor Sonnenaufgang |
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Ein Bad im heiligen Fluss |
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Wäsche waschen |
Ich kann nicht sagen, dass ich glaube, dass die Wäsche sauber wird, da ich gesehn hab, was da alles rumschwimmt... Unter anderem tote Ziegen und Kühe und von der Ferne hab ich auch eine Leiche treiben sehen, auf denen ein paar Vögel saßen und pickten. Die meisten Leichen werden verbrannt, außer Kinder und Menschen, die durch einen Kobrabiss gestorben sind.
Es gibt zwei Ghats, Treppen zum Ganges, an denen Leichen verbrannt werden und man sieht sehr viele Trauerumzüge, die mit bunten Stoffen umwickelte Leichen durch die Gassen zum Wasser tragen.
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Ghats, die Treppen zum Ganges |
Ich war erst skeptisch aber Varanasi war echt sehenswert - vorallem weil ich hier den besten Lassi (Yoghurt-Eiswassergetränk) und den besten (und vor allem größten) Thali in ganz Indien hatte.
Achja, der Ganges soll bis 2014 wieder sauber werden - ich glaube noch nicht daran... Allerdings gibt es zahlreiche Fische und Enten (lebendig) und dann kann es gar nicht mehr so schlimm sein. Einen kräftigen Schluck würde ich trotzdem nicht nehmen und ich hab auch vermieden meine Finger ins Wasser zu halten - just in case ;-)
In Varanasi haben wir uns dann von Kjersti und Evelyn getrennt und sind zu zweit nach Bodhgaya, der Geburtststädte des Buddhismus, gefahren. Unter einem Baum neben dem Tempel in Bodhgaya hatte Buddha seine Erleuchtung und zahlreiche Statuen und verschiedensten Tempel der buddhistischen Länder sind hier vertreten.
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der wichtigste Tempel des Buddhismus |
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der Baum der Erleuchtung |
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Thailändischer, buddhistischer Tempel |
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der stehende Buddha - es gibt ihn noch liegend und sitzend, wer häts gedacht ;-) |
Ein Pflichtprogramm war der 23m-hohe Buddha, der bis jetzt die beeindruckenste Statue war, vor der ich stand!
Ich weiß jetzt übrigens, was die Inder mit den Fotos machen, auf denen ich zu sehen bin: Entwickeln lassen und kaufen... Diese Familie hab ich nämlich am nächsten Tag am Bahnhof in Gaya getroffen und sie haben mir ganz stolz das Foto von uns fünf gezeigt.
Wir haben uns dann noch etwas unterhalten und sie wollte wissen, ob Daniel und ich eine "love-marriage" haben - das ist ganz, ganz wichtig und wird immer betont. Ich meinte dann, dass es in Deutschland keine arrangierten Ehen gibt (nimmt man jetzt mal Vermittlungsagenturen und andere Partnerschaftsinsitute aus). Daraufhin meinte sie "You know, love marriage in India is not so easy..." und ich "Yes, I know, both families have to love each other" und daraufhin hat sie nur noch gegluckst "Yeeeaaah, exactly...". Dieses Gespräch war wirklich schön und Daniel wird seitdem nicht müde mir immer wieder zu sagen, dass ich jetzt einen sehr sehr zentralen Platz in ihrem Wohnzimmer bekomme.
Ich hatte aber auch durchaus Zeit für ein Schwätzchen, weil unser Zug 8,5 Stunden Verspätung hatte. Um 4h morgens sollte er fahren, um 3:30 waren wir am Bahnhof und uns wurde nur gesagt, dass er vermutlich um 8h fahren wird - also wir wieder zurück ins Hotel. Um 7:30 waren wir wieder am Bahnhof, da sollte er dann um 10:15 kommen. Um 12:30 war er dann da - only in India...
In Europa hätte man sein Ticket voll erstattet bekommen - just saying... ;-)
Wir sind also gestern 8,5 Stunden später in Kalkutta angekommen als geplant und hatten somit einen Tag weniger, um uns die Stadt anzuschaun. Auch nicht schlimm, denn ich leide mittlerweile schon so an Reizüberlutung, dass ich mir gar keine Städte mehr anschaun mag: Tempel, Paläste, Forts - das ist dann halt irgendwann alles ähnlich. Ich bin nach 4 Monaten jetzt auch langsam mit Indien fertig und bereit für was Neues! Vorallem essenstechnisch freu ich mich auf was frisches und auf Thaicurry, bei denen das Gemüse noch nicht total totgekocht ist. Da kommt es ganz gut, dass wir am Dienstag nach Bangkok fliegen. Da halten wir noch ein paar Tage durch, um diese Stadt genießen zu können und dann gibt es für uns eine Woche Tauchkurs! Da freu ich mich schon fast am meisten auf: KEINE MENSCHEN ;-)