Dienstag

Eingetaucht


Ich tauche in Indien in vielerlei Hinsicht ein:

Sprache:
Mein Englisch war nie schlecht, im Vergleich zu den Skandinaviern hab ich mich allerdings am Anfang immer wie ein kleines Schulmädchen gefühlt, das zwar gerne etwas erzählen würde, von ihrem Wortschatz allerdings dermaßen limitiert ist, dass sie es nicht kann. Ganz so schlimm ist es bei uns jetzt nicht mehr. Mein Englisch wird zwar nicht unbedingt besser, dafür aber flüssiger - zumindest wenn ich mich in meiner "westlichen Blase" bewege. Durch Gespräche mit Indern kann man sich sein Englisch hier und da ganz schön verderben: Ein "Excuse me Sir, I would like to buy tickets for the bus" - viiel zu langer Satz, da ist die Wahrscheinlichkeit, dass man verstanden wird, zu gering. Ein einfaches "I want buy bus" ist da viel präziser und effektiver. Vor allem weil man ja durch das typisch indische Kopfschütteln (zumindest im Staat Tamil Nadu) nie so g a n z genau weiß, ob der Gegenüber es verstanden hat oder heftig den Kopf schüttelt.
Naja, jedenfalls bin ich mittlerweile so im Englischen drin, dass mir manche deutschen Wörter nicht mehr einfallen und ich englische Füllwörter benutze, wenn ich Deutsch rede. Außerdem bin ich heute Morgen aufgewacht und hab gemeint: "Daniel (englische Aussprache), it's late, we need to get up!

Essen:
Seit paar Tagen essen wir an einen kleinen indischen Straßenstand und langsam trau ich mich auch mal, von anderen Ständen zu essen. In China war das ja irgendwie gar kein Thema, da haben wir gleich in der ersten Woche von Straßenständen gegessen, aber hier bekommt man am Anfang schon nen Delhi-Belly wenn man in die Nobelrestaurants geht - also gefährlich... ;-)
Achja, apropos Delhi-Belly... Man gewöhnt sich hier auch einen ziemlich offenen Umgangston an, über den die meisten Deutschen wohl etwas erstaunt wären. Zumindest ist in einem Gespräch in Deutschland nicht die zweite Frage "How's your stomach today?" - also definitiv eins der Dinge, die ich mir daheim wieder abgewöhnen muss ;-)

Hygiene:
Ich muss meine anfängliche Meinung etwas revidieren. Ich hab Indien und Inder für eher unhygienisch gehalten. Es hat sich aber eher herausgestellt, dass Indien zwar unhygienisch ist, den Indern das aber durchaus bewusst ist. Daher wird sich permanent die Hände gewaschen und es wird mehr Wert auf Hygiene gelegt als bei uns. Wir gehen immer davon aus, dass unsere Welt so sauber ist und deshalb wird nach der Toilette und vor dem Essen Hände gewaschen oder ab und zu mal öfters. Die andere deutsche Lisa aus meinem Kurs hat aber gemeint, dass sie bei Indern für ein paar Wochen gewohnt hat und dass sich permanent die Hände gewaschen wird: Socken anziehen - Hände waschen, Wohnraum verlassen und wieder betreten - Hände waschen etc. etc. ...
Für Inder sind wir die "schmutzigen Europäer" - also mal was zum Nachdenken, ob man dann doch nicht immer recht schnell dabei ist seine westlichen Maßstäbe nur sehr oberflächlich zu hinterfragen.

Monsun:
Ich bin nicht nur in Sprache und Essen eingetaucht, sondern auch in den Monsun!
Gestern hatten wir eine Besprechung mit unseren Seminarleitern,  deshalb sind wir trotz Regen rausgegangen. Vergesst meinen letzten Blog ála "Monsun nervt" - es macht so Spaß!


In der Nähe unserer Wohnung - kein Vergleich zu dem was woanders möglich war!
Trotz steigendem Regen sind die meisten Inder tapfer auf ihren Zwei-, Drei- und Vierrädern gefahren und wir zu Fuß hinterher.


Eine Straße weiter war uns dann klar, dass wir nicht nur "von oben" nass werden würden. Der Jeap hat uns ne ziemliche Welle  entgegengeschoben
Man kennt das ja von den kalten Ostseewellen - schön hüpfen, wenn man nicht nass werden will...

Die Polizei, dein Freund und Helfer
Auf dem Hinweg zum Meeting haben wir noch eine aus unserem Kurs getroffen, die selbst bei trockenem Wetter zu knapp bekleidet gewesen wäre - volldurchnässt hat sie dann den indischen Wet-T-shirt-Contest gewonnen. Herzlichen Glückwunsch...


Und obwohl Diwali (mehr im nächsten Blog) buchstäblich ins Wasser gefallen ist, war auf der Straße  jeder gut drauf u man hat sich mit "HAPPY DIWALI!" begrüßt!
Selbst die sonst so grimmigen Damen von der Putzkolonne waren überglücklich, dass der Monsun da ist und waren bereit für uns zu posen. Rundum eine tolle Stimmung auf der Straße und man bekommt selten so viele strahlende Gesichter zu sehen!


Irgendwann stand ich bis über die Knie in der Blörre und man will einfach gar nicht wissen, was da so an und unter einem vorbeischwimmt. Da ich barfuß unterwegs war, hab ich hier und da mal vor Ekel geschrien, wenn ein undefinierbares Schwimmobjekt meine Fuß gestreift hat. Meistens waren es Plastiktüten (glaub ich)...


Nachdem wir einem Inder beim Autoschieben geholfen haben, der seinen Motor auf den weiteren Metern wohl dann komplett geschrottet hat, wurde Daniel von ein paar Jungs eingeladen Cricket zu spielen.
Die Jungs waren dann allerdings eher angesäuert, als Daniel dann doch viel zu gut getroffen hat und sie durch das Wasser waten mussten, um den Ball von einem angeschwemmten Müllhaufen zu retten. Daniel hat sich danach den Titel "Der weltwohl beste Wassercricketspieler in Mission Street, Pondicherry, Tamil Nadu, India" gegeben. - Was sonst? ;-)

Der weltwohl beste Wassercricketspieler in Mission Street, Pondicherry, Tamil Nadu, India [Daniels offizieller Titel]

Swimming Tuktuk
Ich will nicht wissen, wie viele Inder an diesem Tag ihre Existenz geschrottet haben, weil sie mit ihrem Tuktuk durch kniehohes Wasser gefahren sind. Die ein oder anderen Motoren haben schon verdächtig geraucht...

Als wir wieder zuhause waren, war klar, was als erstes zu tun ist: Heißes Wasser in den Eimer, Klamotten rein und ab unter die Dusche!

Ein paar Stunden später sahen die Straßen übrigens aus wie vorher - nur sauberer...
Sehr zu unserer Freude, denn ich hab mich in meinen Sari geworfen und bin der Einladung unserer netten Cleaning Lady gefolgt und hab mit ihr und ihrer Familie und meinen Nachbarinnen Diwali gefeiert - aber dazu mehr im nächsten Blog.

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