Rajasthan ist einer der unglaublich schönen indischen Bundesstaaten. Es liegt westlich von Delhi und war früher einmal ein riesiger Dschungel in dem unterschiedliche muslimische Mogule ihre Königreiche hatten. Heute ist Rajasthan zum größten Teil Steppe und Wüste, vom dichten Dschungel ist nicht viel geblieben. Die Mogulkönige gibt es auch nicht mehr, allerdings jedoch ihre beeindruckenden Paläste, Tempel und Burgen. In meinem Post werde ich euch die Städte Jaipur, Jodhpur, Jaisalmer und Bikaner vorstellen.
In Rajasthan haben die Städte Beinamen, die sie beschreiben. Jaipur ist die pinke Stadt, da zu Ehren des Besuches des britischen Kronprinzens aus Wales die gesamte Stadt einmal in der Farbe der Gastfreundschaft – Pink – angemalt wurde. Jodhpur ist die blaue Stadt, da die Häuser der höchsten Kaste, den Brahmins, früher blau angemalt wurden. Offiziell gibt es das Kastensystem nicht mehr, deswegen kann heute jeder sein Haus in Jodhpur blau anstreichen. Meine persönliche Erfahrung sagt mir aber mittlerweile, dass es wohlimmer noch nur die Brahmins sind, die die Häuser tatsächlich komplett blau bemalen. Jaisalmer ist die goldene Stadt, wahrscheinlich aufgrund der Farbe des verwendeten Sandsteins für das Fort und die Altstadt – angemalt wie in Jaipur und Jodhpur wurde hier auf jeden Fall nichts.
Jaipur ist eine der ersten Stationen, in denen der Standarttourist in Indien aufschlägt. Nach der Ankunft in Delhi geht es für die meisten Besucher entweder Richtung Kashmir oder nach Rajasthan. Dementsprechend grün sind viele von unseren Mitreisenden noch hinter den Ohren. Wir hatten nach mittlerweile vier Monaten Indien die Tricks der Nepper und Schlepper raus und waren dann und wann nur noch von der absoluten Dreistigkeit der Profis im Touristengeschäft überrascht. Aber dazu später mehr. Die Stadt an sich ist wohl die hektischste und lauteste in ganz Rajasthan, da sie eben nicht nur ein beliebtes Urlaubsziel ist, sondern auch noch die Hauptstadt des Bundesstaates. Bei unserer Tour vom Flughafen zum Hotel wurde uns von unserem netten Tuktukfahrer Parlament, Regierungssitz, Gericht und die ein paar Ministerien und Behörden gezeigt. Da hat mein Politologenherz gleich höher geschlagen, fachsimpeln über Politik in Rajasthan war mit Abdul aber leider nicht möglich. Lisa und ich haben noch einen Tag an unseren Hausarbeiten für den Peace and Conflict Kurs geschrieben und dann mit Kjersti auf Abduls Tuktuk trotz mangelndem Politikstudium hab ich ihn ins Herz geschlossen - die Stadt unsicher gemacht. Die erste Station auf unserer Tour war der Stadtpalast des Mogulkönigs von Jaipur. Da die Mogule alle muslimischen Glaubens waren haben die Paläste und Burgen architektonische Besonderheiten, eine optische Trennung der Männer- und Frauenbereiche. Erreicht wird das unter anderem durch feine geschwungene Verzierungen in den Fenstern, die es einem ermöglichen von innen nach außen zu gucken aber dabei selber nicht gesehen zu werden. Der Stadtpalast in Jaipur hatte darüber hinaus zahllose kleine Fenster, die ihn das Aussehen einer Bienenwabe verliehen haben und durch die die (zahlreichen) Frauen des Mogul Feste und Paraden in der Stadt beobachten konnten.
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Stadtpalast in Jaipur |
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Rausgucken geht, reingucken nicht. |
In direkter Nähe neben den Frauengemächern war dann auch das nächste Hobby des Moguls zu finden, für das er keine Kosten und Mühen gescheut hat. Ein riesiger Park mit unzähligen steinernen astrologischen Instrumenten. Dort findet man unterschiedliche Sonnenuhren, unteranderem, wie uns unser Guide versichern konnte, die größte Sonnenuhr des Universums. Potzblitz.
Diese Sonnenuhr war aber wirklich enorm und konnte die Zeit auf großen Marmortafeln auf zwei Sekunden genau anzeigen. Darüber hinaus gab es noch Instrumente zur Bestimmung der Position von Sternen, der Höhe der Sonne und der Sternzeichen. Horoskope sind in Indien bis heute nämlich noch von großer Bedeutung und werden auch für Hochzeiten herangezogen. Unser Guide hat uns anhand unserer Sternzeichen ne knackige Kurzbeschreibungen unserer Charaktereigenschaften in einem Satz gegeben bei der sich mein proaktives Zuhören wohl ausgezahlt hat. Während Kjersti und Lisa Sternzeichenmäßig für den Guide die wohl größten Kratzbürsten auf der Erde waren wurde mir mit schmeichelnden Komplimenten der Bauch gepinselt.
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Sonnenuhr mit 30 Sekunden Genauigkeit |
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Unser Guide beim überprüfen der Uhrzeit. |
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Lisa checkt noch einmal. |
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Die größte Sonnenuhr des Universums! |
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Sonnenuhr für den Winter |
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Lisa und Kjersti |
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Apparatur zur Bestimmung der Sonnenhöhe |
Vom Astrologiepark ging’s dann für mich mit Selbstbewusstsein in ungeahnter Höhe zum berühmten Amber Fort. Auf dem Weg hin haben wir zuerst bei einem See gestoppt und einen Wasserpalast bestaunt bevor wir auf der Straße auf zwei Elefanten gestoßen sind. Abdul hat als erfahrener Touriguide natürlich sofort das Tuktuk an den Straßenrand gestellt und wir konnten den Elefanten streicheln. Der Elefantenführer wollte im Anschluss an unser Verwöhnprogramm für seinen Elefanten dann auch noch Geld. Wir haben ihm 5 Rupien angeboten, er wollte 50. Mit Grünschnäbeln kann er das ja machen, wir haben ihm nett den Scheibenwischer gezeigt und sind ohne zu zahlen in Abduls Tuktuk verschwunden.
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Wasserpalast in Jaipur |
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Kjersti beim Elefantenstreicheln |
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Das Amber Fort |
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Affe beim Plündern eines Tempels. |
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Der Eingang zum Palast im Amber Fort |
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Im Innenhof |
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Die Gärten vor dem Fort |
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Excuse me, may I take a picture? - Again! |
Nachdem wir das Amber Fort besichtigt hatten waren wir von Abdul begeistert. Umsichtiger Fahrer, netter Kerl und sehr guter Guide mit überraschend fließendem Englisch. Bisher waren wir das in dieser Kombination nicht gewohnt. Entweder gutes Englisch und Ganove oder schlechter Guide und die meisten waren fürchterliche Fahrer die die Straßenverkehrsordnung und/oder die Straßen an sich in ihrer Stadt nicht kannten. Abdul hatte das alles voll drauf und wir sind schwach geworden. Auf seine Frage, ob wir eine Handarbeitsfabrik besuchen wollen haben wir mit ja geantwortet. Die Fabriken sind sowas wie die Butterfahrten auf der Nordsee oder ne Heizdeckentour mit dem Seniorenheim in den Harz. Jeder mit klarem Verstand macht sowas einfach nicht. Uns wurde klar, dass an Abduls Fabrik nichts „absolutly tradtional“ war als wir da aufgeschlagen sind. Zuerst wurden wir von einem netten Herrn in eine kleine Lagerhalle gebracht in der drei Männer ein großes weißes Laken mit Holzstempeln und pflanzlicher Farbe verzierten. Für uns wurde dieser Produktionsprozess unterbrochen und anhand eines kleinen Stoffstücks demonstriert wie dieser Stempeldruck funktioniert. Für alle die, die im Kindergarten Kartoffelstempel gebastelt haben ist das alles andere als spannend. Ich habe dann angefangen mir die Zeit mit Fragen zu vertreiben. Unteranderem wurde mehrfach betont, dass in dieser Lagerhalle für den Export produziert wird, was mich dann doch durchaus erheitert hat. Mit Fragen zu Stückzahl, Umsatzmenge und Exportländern habe ich unseren Führer dann soweit gebracht, dass er uns erzählt hat, dass ja eigentlich in einer Fabrik 45 Kilometer außerhalb von Jaipur produziert wird und hier nur zur Veranschaulichung ein Laken von drei altersschwachen Indern im Schleichtempo bedruckt wird. Das Ganze war nur ne ziemlich schlechte Show für den Verkaufsraum nebenan, der 3-4 mal so groß war und in dem dann auch die zehnfache Anzahl von Indern gearbeitet hat. Die Waren in diesem Laden waren aber der gleiche Schund, den man in jedem x-beliebigen Straßenstand bekommen kann. Wir waren etwas angepisst und Abdul hat ziemlich schnell gemerkt, dass das mit dem Trinkgeld bei dieser Tour wohl nix mehr wird. Da die Tour aber ansonsten ziemlich schön war und wir im Anschluss einen richtig geilen Thali gegessen haben beleibt Jaiphur in schöner Erinnerung.
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Arbeiter in der "Fabrik" |
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Die Farbstempel |
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Das Beispiel für doofe Touristen |
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Hier wird für den Export produziert... |
Jaipur hatte noch VIEL mehr zu bieten. Alles kann man aber nicht in Worte fassen, deswegen findet ihr hier ein paar mehr Bilder:
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Das Moongate - Abdul wurde nicht müde zu betonen, dass es nach dem Mond benannt wurde... |
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Schneider am Straßenrand |
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Einer der Straßenstände - die sind echt lecker! |
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Sauwohl in Jaipur |
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Neue Freunde... |
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Jungsträume |
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Klassiker! |
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Eine der zahllosen Buden, in denen Touristen abgezockt werden |
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